Schlaf-Studie: Warum es so wichtig ist, den "Sweet Spot" zu finden

Während manche mit wenigen Ruhestunden in der Nacht auskommen, fit wie ein Turnschuh durchs Leben springen, können andere gar nicht so viel schlafen, wie sie müde sind. Sie erholen sich schlichtweg nicht. Dabei ist guter Schlaf wichtig für den Körper. Wer dauerhaft des Nachtens keine Erholung findet, baut ab, auch geistig. Doch – und das ist die Crux an der Sache – mehr Schlaf allein ist nicht die Lösung. Im Gegenteil.

Neurologen und Schlafforscher aus den USA sind den Zusammenhängen von Schlaf und kognitiven Fähigkeiten nachgegangen. Dafür sammelten sie mehr als vier Jahre lang Daten. An der Studie der Washington University of Medicine nahmen 100 Menschen, im Schnitt 75 Jahre alt, teil. Die Ergebnisse wurden nun im Fachmagazin "Brain" veröffentlicht. 

Schlafforschung


Rätselhafte Träume – warum wir im Schlaf so bizarre Dinge erleben

Schlafen? Maßvoll, bitte

Wie wichtig Erholungsphasen durch Schlaf für den Körper sind, ist bekannt. Schlechter Schlaf hingegen wird in Verbindung mit einem Abbau geistiger Fähigkeiten gebracht. Gleiches gilt für die Alzheimer-Krankheit. Schlechter Schlaf ist ein häufiges Symptom der Erkrankung. 

Um mögliche Zusammenhänge von Schlaf, geistigen Fähigkeiten und Alzheimer nachvollziehen zu können, wurden die Teilnehmer regelmäßig untersucht. Dazu gehörten Tests, in denen verschiedene kognitive Fähigkeiten geprüft und mit den Schlafstunden verglichen wurden. Außerdem suchten die Forscher aber auch im Blut und in der Rückenmarksflüssigkeit nach Hinweisen auf eine Alzheimererkrankung. Neben der subjektiven Schlafeinschätzung wurde die Schlafdauer zudem objektiv mittels EEG gemessen, dafür verbrachten die Teilnehmer vier bis sechs Nächte im Schlaflabor. 

Bei den meisten Studienteilnehmern konnten die Wissenschaftler keine kognitiven Beeinträchtigungen feststellen, lediglich elf Probanden hatten sehr leichte, einer leichte Beeinträchtigungen. Allerdings fanden die Forscher eine U-förmige Beziehung zwischen Schlaf und geistigem Abbau. Demnach verschlechterten sich die Werte, wenn die Probanden besonders kurz oder lang schliefen.

Frühstück, Schlaf, Sport: Die größten Energiekiller im Alltag – und was Sie dagegen tun können

Den persönlichen „Sweet Spot“ finden

"Es war besonders interessant zu sehen, dass nicht nur diejenigen, die zu wenig Schlaf hatten, sondern auch Langschläfer, einen stärkeren kognitiven Verfall aufwiesen", berichtet David Holtzman, Neurologe und Co-Autor der Studie. Das deute darauf hin, dass die Qualität des Schlafs entscheidend sei und nicht nur die Gesamtschlafdauer. Wichtig sei, den persönlichen "Sweet Spot" zu finden, also die Menge an Schlaf, die dem Einzelnen gut tut.

Als "Sweet Spot" bezeichnet man, vereinfacht gesagt, eine Art Zone, die besonders effektiv ist. Beim Tennis versteht man darunter den Bereich des Schlägers, von dem aus der Ball perfekt geschlagen werden kann – also besonders präzise, besonders schnell. Auch beim Schlaf wollen die Forscher einen solchen Spot, zumindest bei älteren Menschen, ausfindig gemacht haben. "Unsere Studie deutet darauf hin, dass es einen mittleren Bereich oder 'Sweet Spot' für die Gesamtschlafzeit gibt, in dem die kognitive Leistung im Laufe der Zeit stabil war", so Schlafforscher Brendan Lucey, der die Untersuchung leitete. Demnach liegt dieser im Bereich von fünfeinhalb und siebeneinhalb Schlafstunden.

Die Ergebnisse der Forscher legen nahe, dass wer sich an diesem "Sweet Spot" orientiert, länger frisch im Kopf bleibt. Doch könnte ein verbesserter Schlaf auch ein Fortschreiten der Alzheimer-Erkrankung und damit den Abbau der kognitiven Fähigkeiten aufhalten? Es sei schwierig, einen Zusammenhang zwischen Schlaf und den verschiedenen Alzheimer-Stadien zu erkennen. Um diese Frage zu beantworten, seien weitere Daten erforderlich, so Lucey.  

Jeder Mensch benötigt unterschiedlich viel Schlaf. Ist dieser erholsam, obwohl die Stundenzahl nicht in dem von den Wissenschaftlern errechneten Zeitrahmen liegt, heißt das jedoch nicht, dass die einen plötzlich mehr, die anderen weniger schlafen müssen. Nachgebessert werden sollte aber, wenn Schlafstörungen vorliegen oder viele Stunden Schlaf keine Erholung bringen.

"Oft berichten Patienten, dass sie nicht gut schlafen. Wenn ihre Schlafprobleme behandelt werden, verbessern sich oft auch ihre kognitiven Fähigkeiten", so Co-Autor der Studie Beau M. Ances. Er behandelt Patienten mit Demenz und anderen neurodegenerativen Erkrankungen am Barnes-Jewish Hospital. Er sagt: "Ärzte sollten Patienten mit kognitiven Beschwerden nach ihrer Schlafqualität fragen. Dies ist ein potenziell veränderbarer Faktor".

Quelle: Washington University School, Brain

Quelle: Den ganzen Artikel lesen